Die Motive und Materialien der Skulpturen und Objekte von Thomas Gänszler sind oft aus dem funktionalen Alltag entnommen wie Holz, Karton, Steinwolle, Metall oder Kunststoffe. Diese werden jedoch durch Fragmentierung und Überarbeitung in die charakteristische Formensprache des Künstlers übersetzt und lassen den Betrachter über die ehemalige Funktion oder ihren formalen Ursprung im Unklaren.

Die Skulpturen verbinden die Uneindeutigkeit im Material bzw. eine Tendenz zum Fragmentarischen. Thomas Gänszler schöpft sein Formenrepertoire ebenso wie seine thematischen Kontexte oft auch aus seinem Foundfootage – Archiv, in dem er die fotografische Dokumentation zerstörter Alltagsgegenstände in die Dreidimensionalität transformiert. Mit seinem skulpturalen Schaffen stellt sich der ehemalige Student der Meisterklasse Erwin Wurm in die Tradition eines erweiterten Skulpturenbegriffs und das sowohl in Bezug auf die Materialien und thematischen Möglichkeiten, als auch in einer reflexiven und objektiven Sicht auf die immanente Geschichte der Skulptur im gegenwärtigen wie historischen Kontext.

Auch seine Sprüharbeiten auf Papier oder Holz besprechen stets den Raum und arbeiten mit Dualität von Fotografie und Malerei. Im eigentlichen Sinn sind die Bildkompositionen abstrakt, doch setzt der Künstler helle und dunkle Flächen so nebeneinander, dass der Eindruck von Landschaftlichem oder von Einblicken in moderne Architektur entsteht. Das Spiel mit fiktiven wie realen Wirklichkeiten steht dabei im Mittelpunkt. In Auseinandersetzung mit Anthony Vidlers 1992 publizierten Werk „Architectural Uncanny“, das die zeitgenössische Architektur als Metapher des psychischen und körperlichen Erlebens von Architektur dokumentiert entwirft Thomas Gänszler Räume, in denen das Unheimliche und Beunruhigende angesprochen wird und stellt einmal mehr die Frage von Realität und ihrer Konstruktion.

(Silvie Aigner)